Meeresreservat
( Teil des RESEX )
Ist ohne Fischerei-Nachwuchs in Prainha ein Meeresschutzgebiet, -das RESEX- in Zukunft überhaupt noch haltbar, oder wird es nur noch verteidigt, weil sie in der Schonzeit etwas Arbeitslosengeld erhalten?
Lektion im Netzfischen: Zwar hat sich "Neu's" Nierenkrankheit verschlechtert, aber er kann sich noch aufraffen, um seinem Sohn Luan etwas altes Wissen zwecks Selbstversorgung zu vermitteln, auch wenn Luan, der zweisprachig aufwuchs, zwar in Prainha leben, aber kein Fischer sein will:
Die Geschichte von Claire & "Neu"
2014
Trailer
Die gebürtige Londonerin Claire ist verheiratet mit dem Fischer Arineu, genannt "Neu", aus Prainha. Sie ist Lehrerin, lokale Fotografin, lebt seit zwei Jahrzehnten in Prainha und fischte früher oft mit ihrem Mann auf seiner Jangada im offenen Meer. Dann versagten seine Nieren, er schaffte seinen Beruf nicht mehr, musste die Jangada verkaufen. Claire arbeitete bis kurz vor der Pandemie im lokalen "Beirat" der staatlichen Kontrolle des RESEX aktiv mit, um das Dorf zu erhalten. Bis es ihr als "Fremde" wieder einmal mehr zu gefährlich wurde.
Ganzer Film in Englisch
Anfangs Jahrhundert waren Langusten das Haupteinkommen, verschwanden laut Claire' s Mann "Neu" trotzt den damaligen Massnahmen schon vor mehr als einem Jahrzehnt.
Nach seinen Aussagen fischen heutzutage auch in der erlaubten Saison viele Berufsfischer wegen des Langustenmangels nur noch ein, zwei Tage pro Woche.
RESEX Regeln vereordnen eine 6 Monate dauernde Schonzeit, in der sie keine Langusten fangen dürfen. Theoretisch können sie in diesem Zeitraum auch nicht mit den Jangadas professionellen Fischfang auf hoher See betreiben. Dafür beziehen sie Arbeitslosengeld. Sie überbrücken zur Selbstversorgung oft mit Netzfischen im seichten Meer.
Laut diesem Fischer kann man während der Langusten-Schonzeit bei guten Verhältnissen an die 30 Fische fangen, wenn man im seichten Meer eine mehrere meterbreite Barriere schafft.
Das Netz wird durch treibende, leere Plastikflaschen an der Oberfläche gehalten, mit Sand gefüllte PET-Flaschen fixieren es auf dem Meeresboden.
Was geschah im
Meeresreservat seit der RESEX Gründung 2009?
wie in Sachen problematischer Landverkauf wurden die für das Meeresreservat festgelegten Schutzmassnahmen 2022 ebenfalls nicht eingehalten. Trotzdem betreffen sie die Gesamtheit der Dorfbevölkerung unterdessen weniger, weil diese nun vorwiegend vom Tourismus lebt. Hinterfragt wird heutzutage auch, was in Prainha ein Meeresschutzgebiet noch bringt. Schon vor der Pandemie wurden unter dem rechten Regime von Bolsonaro die Budgets des Umweltministeriums und deren Kontrollorgane praktisch auf null heruntergefahren. Mitbetroffen wurde auch die Aufsicht der gegenüber der RESEX verantwortlichen staatlichen Kontrollorganisationen "Chico Mendes ICMBio", die dann während der Pandemie völlig zum Erliegen kam.
Obwohl sie gesetzlich der Information verpflichtet sind, findet man den letzten Eintrag auf der staatlichen Homepage über die Lage in Prainha do Canto Verde des "Chico Mendes ICMBio" im Jahre 2017.
Ausgerechnet der neuen Gegen-Einwohnerverein, der das RESEX auflösen will, reichte damals eine Klage über die mangelhafte Kontrolle der Artenschutzvielfalt im Meeresreservat ein, dass es immer mehr angeschwemmte, in Fischernetzen gefangene Delfine und Meeresschildkröten gebe.
© Claire Pattison- Valente
http://prainhadocantoverde.com/instituto-chico-mendes-icmbio-nao-protege-fauna-maritima-em-beberibe/
Danach herrschte auf der staatlichen Info-Homepage Funkstille. Erst nach der Neuorganisation der Kontrollorgane durch die Lula-Regierung ist regelmässige Information 2023 wieder geplant.
2014
Eigentlich sind in einem RESEX die Fischer verpflichtet, geschützte Meerestiere zu achten. Denn leider geraten diese oft in die Schleppnetze grosser externer Fischerboote, können sich nicht befreien und werden dann tot oder verletzt angeschwemmt.
Nahrungssicherheit wurde in Prainha vor dem Einbruchbruch der Fischerei ein Jahrzehnt zuvor gross geschrieben; sie teilten jeweils den Fischfang nach bestimmten Regeln unter sich auf.
Langusten waren für den Verkauf reserviert.
Was bis vor einem Jahrzehnt entlang der Küste im Nordosten Brasiliens an Langustenkolonien übrig blieb, wanderte durch die Erwärmung des Meeres entweder in kältere Wasserzonen ab oder wurde von Langusten-Piraten mit Taucherausrüstung vom Meeresboden gepflückt. Unter der Bolsonaro-Regierung wurden die Piratenboote nicht mehr gezielt vom Umweltministerium kontrolliert und verfolgt und hatten weitgehend freie Hand.
2012
Für die nicht mehr gross fischenden Prainhaner ist dies heutzutage nicht mehr ihr Hauptproblem.
Über die Jahre versandete Fischerei-Projekte
Jahrzehntelang haben NGO’s und Wissenschaftler den lokalen Fischern Alternativen zur traditionellen Fischerei aufgezeigt und finanziert. Doch nur wenige Jahre, nachdem die Studien oder Projekte beendet und den lokalen Fischern übergeben worden waren, brach das Ganze meist auseinander.
2012
Die lokalen Jangada-Regatten, ein unter den Fischern beliebter Wettstreit der besten Segeltechniken wegen, wurden während der Pandemie gestoppt und seither nicht mehr aufgenommen.
2010
So sieht der Fischtank heute aus. Die Idee der Klein-Fischzucht zu Hause blieb eine reine Fantasie. Für die Fischer damals zu fremd, solange sie sich vom Meer ernähren konnten.
2002
Im Jahre 2002 wurde eine Schiffbauschule für Katamarane von Réne Schärer organisiert, finanziert mit NGO Geldern. Katamarane sind schneller und weniger arbeitsintensiv, aber waren damals schon 6 mal teurer als eine traditionelle Jangada:
Als dann auch noch der Schiffbaulehrer starb, verfiel das Projekt. Was an Wissenstransfer übrig blieb: Die Fischer lernten nach Plänen zu bauen und wurden gute Schreiner. Heute sind noch zwei halb verfallene Modell-Katamarane am Strand parkiert.
2022
2022
2002
Diese versandeten Projekte waren teilweise auch ihrer Zeit voraus; Um die Jahrhundertwende war Umweltschutz etwas für Wissenschaftler und spezifisch interessierte Leute mit genügend Weitsicht: Traditionelle Fischer waren mit alternativen Ideen damals meist überfordert.
Mit dem weltweit neu-aktivierten Bewusstsein des Schutzes von Ressourcen, der via Amazonas auch in andere Teile Brasiliens übergeschwappt ist, hätten diese Projekte heutzutage bessere Chancen zu überstehen.
2005